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Pretoria

Im März hatte ich zwei Wochen Ferien. Die erste Woche habe ich "zuhause" in Tembisa verbracht. In dieser Zeit habe ich mal wieder deutlich gemerkt, wie toll diese Familie das Wenige, was sie hat, mit allen teilt und es ist ein schönes Erlebnis dazuzugehören. Aber das bedeutet eben auch, dass ich im Haushalt mithelfen muss als wäre ich eine richtige Tochter. So bestand die erste Woche der Ferien für mich aus putzen, kochen und waschen. Das kann auf Dauer schon echt nervig sein aber dann denke ich mir: was habe ich anderes zu tun? Denn auch in den Ferien ist es eher schwierig, sich mit Freunden zu treffen. Viele von ihnen gehen in den Ferien in spezielle Schulen oder müssen auf ihre Geschwister aufpassen.

Ich habe dann viel mit meiner Gastschwester gemacht und wir sind z.B. an ihrem Geburtstag in eine Mall gefahren. Aber dadurch, dass es am Monatsende war, hat man mal wieder gemerkt, dass das Geld knapp wird.

In der zweiten Woche habe ich meine Freundin Sally aus Louis Trichardt (dort habe ich die ersten zwei Monate gelebt) und ihre ältere Schwester in Pretoria besucht. Die Schwester kommt aus gutem Haus und hat dann auch noch sehr gut geheiratet und so kam es, dass  ich in den ersten paar Stunden schon ein bisschen mit all dem Luxus (WLan, Dusche, Pool, TV in jedem Zimmer, einen übervollen Kühlschrank in dem nicht nur Pap und Hühnchen drinnen war) überfordert war.

Es war dann doch wieder schön, nach über drei Monaten zu duschen und grenzenlos im Internet zu surfen. Und natürlich mussten Sally und ich nicht putzen, denn eine Haushälterin durfte in diesem Anwesen schließlich auch nicht fehlen.

Insgesamt bin ich mir nicht sicher, ob Sally´s Schwester ihre Lebensumstände richtig einschätzt, wenn sie sich als Mittelschicht beschreibt. Vielleicht ist meine Einschätzung durch das Leben im Township getrübt, aber für mich ist jemand, der 5 Luxusautos hat, keine Mittelschicht.

Trotz all dem Luxus ist sie nicht überheblich und zeigt nicht, wieviel Geld sie hat. Ich wurde jedenfalls total nett aufgenommen und habe mich sofort wohl gefühlt. In Afrika ist es einfach anders- man ist viel offener und freundlicher gegenüber Fremden und Gastfreundschaft wird großgeschrieben.

Aber mein eigentliches Highlight (neben der Dusche) war der Besuch im Lion Park. Er ist in große Bereiche unterteilt, durch die man mit dem Auto fährt. Dabei kann man Löwen, Leoparden und Wildhunde ganz nah sehen. Ein Löwe ist sogar am Safariwagen vor uns hochgeklettert. Ich war gottfroh, dass er unser Auto in Ruhe gelassen hat. Nach der Mini-Safari sind Sally und ich. gegen einen kleinen Aufpreis in das Gehege zu den Baby-Löwen gegangen, um diese zu streicheln. Zumindest war das der Plan. Beim ersten Löwen hat das auch noch gut funktioniert. Der Zweite war deutlich aktiver und sollte eigentlich mit einer Plastikflasche spielen. Aber dann fand er meinen Schenkel irgendwie attraktiver und hat sich erst reingekrallt und dann zugebissen - halb so wild, es hat zwar ein bisschen wehgetan,  daran gestorben bin ich nicht.

Insgesamt hatte ich eine wunderschöne Woche und es war total cool, einmal wieder so viel Zeit mit jemandem in meinem Alter zu verbringen.

Als ich dann zurück ins Township gekommen bin, war es schon hart, sich wieder im Eimer zu waschen und jeden Tag Pap und Hühnchen zu essen und vor allem wieder WLan frei zu leben.

Es ist mir dadurch bewusst geworden, dass reich sein klar etwas Tolles ist und ich die Familie total gerne mag, aber trotzdem bin ich irgendwo froh, dass meine Gastfamilie im Township lebt und ich so das richtige Afrika kennenlernen darf und eben auch die Unannehmlichkeiten und die „Armut“.

Kathi and the Elephants

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