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Mein Gastfamilienwechsel

Diesen Bericht habe ich bereits Ende Dezember/ Anfang Januar geschrieben, aber immer ein bisschen gezögert ihn online zu stellen. Mittlerweile bin ich einfach nur froh das ich aus der Gastfamilie raus bin. Klar war der Luxus angenehm aber eine gute Familie ist viel mehr wert.

 

Wie es vielleicht der ein oder andere schon mitbekommen hat, habe ich auf ziemlich dramatische Art und Weise meine ehemalige Gastfamilie verlassen.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Warum?

Wer meinen letzten Bericht gelesen hat, hat sicher gemerkt dass ich mich dort einfach nicht richtig wohl gefühlt habe. Und mit der Zeit sind die wenigen guten Momente immer mehr verschwunden und ich habe mich selber immer mehr zurückgezogen. Den ersten Monat habe ich mich super wohl gefühlt, aber dann habe ich angefangen, hinter die Fassaden zu schauen. Am Anfang habe ich total viel mit den Schwestern gelacht. Mit der Zeit haben sie immer mehr in Venda geredet und mich dadurch  ausgeschlossen. Und selbst wenn ich etwas gesagt habe, wurde ich ignoriert. Besonders meine Fragen fanden sie total nervig und sind immer gleich total ausgerastet, wenn ich etwas gefragt habe. Irgendwann hab ich dann immer mehr aufgehört zu reden und das passt eigentlich gar nicht zu mir.

Auch die bestimmerische Art meines Gastvaters wurde mir irgendwann zu viel. Ich meine: warum hat er das Recht, zu entscheiden, welche Übungen ich im Fitnessstudio machen muss? Wie soll ich einen solchen Mann so stark respektieren, dass ich mich vor ihn hinknien muss? Dieses Gehabe war mir von Anfang an ein Dorn im Auge..

Dann war da natürlich noch das Problem, dass ich nicht in die Schule gehen konnte und meine Gastschwester immer viel zu beschäftigt war, um mich irgendwo hinzubringen und ich keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen durfte. Und selbst wenn ich etwas mit jemandem machen wollte, musste ich das Tage vorher wissen und alles bis auf die Minute genau  durchgeplant weitergeben und wehe dem eine Person mehr kam dazu als ich ihr ursprünglich angegeben hatte. Am Schluss fühlte ich mich wie in einem Gefängnis.

Ich war soweit, dass das Joggen gehen mein Highlight des Tages war.

Dazu kam, dass meine Gastschwestern mich immer schlechter behandelt haben und sich in Sachen eingemischt haben, die sie definitiv nix angehen. Besonders die Ältere hat mit mir geredet, als wäre ich ihr Arbeiter und dazu hat sie mich behandelt als wäre ich 2 Jahre alt. Sie hat dann auch für mich beschlossen, das ich zwischen 3-4 mal am Tag duschen muss und nur noch eine Tasse Kaffee trinken darf und dabei auch nur einen Löffel Kaffeepulver verwenden darf. Sonst würde ich ihrer Ansicht nach mit 30 Jahren Crack süchtig werden.

Die Kirche war wie eine Gehirnwäsche und es hat mich echt fertig gemacht, wie die Gemeinde bei Liedern über Gott auf meinen Gastvater gezeigt hat oder wenn er wieder Leute „geheilt“ hat und diese dabei Schmerzen hatten und sich übergeben mussten. Das wurde dann schön gefilmt und groß auf Leinwände projiziert.

Letztendlich war aber der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, die Tatsache das meine Gastmutter plötzlich ihr Amt als Bürgermeisterin niederlegen musste. Nach einigen Recherchen ist dann rausgekommen das sie in einen Skandal von umgerechnet 1 Milliarden US Dollar verwickelt war. Dabei sind 3 von 7 betroffenen Gemeinden komplett pleitegegangen und Anfang Oktober wurde sogar ein Mann umgebracht, der das Alles aufdecken wollte.

Plötzlich habe ich mich dann schon gefragt warum wir nachts, manchmal mehrmals die Woche, mehrere Tausend Euro auf die Bank bringen. Oder woher die 200€ kommen, die mir eine Gastfamilie zum shoppen gibt. Kurz vor Weihnachten hat AFS zusammen mit meinen Eltern beschlossen, dass es besser wäre, wenn ich die Gastfamilie wechsle.

Kathi and the Elephants

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